5. Bietjer Markt - Rückblick

Mittelaltermarkt in Bietigheim:

eine lohnende Reise in die Vergangenheit

geschrieben am 11.11.2024 von Carola Schmidt


Am ersten Oktoberwochenende luden die Bickesheimer Spiegelfechter bereits zum fünften Mal zu einer Reise in die Vergan-genheit ein.
Wie schon im vergangenen Jahr startete der Markt am Samstag um 10.00 Uhr feierlich mit einem ökumenischen Gottes-dienst, gemeinsam gehalten von Pfarrerin Wächter und Pfarrer Dörner. Im Mittelpunkt stand der Sonnengesang des heili-gen Franz von Assisi, ein Lob- und Dankgebet aus dem 13. Jahrhundert. Musikalisch verschönert wurde der Gottesdienst von Daniel Wörner, der uns erfreulicher Weise kurzfristig als Organist aushelfen konnte, damit die zahlreichen Lob- und Dank-lieder auch kräftig jubelnd mitgesungen werden konnten.

Um 11.00 Uhr öffneten dann die Marktstände ihre Läden, und bereits an der Kasse wurden die Besucher von den Deutsch-ordensrittern der Komturei Baden in voller Rüstung begrüßt. Bürgermeister Constantin Braun hatte es sich nicht nehmen lassen, auch in diesem Jahr wieder den Markt zu eröffnen. Zusammen mit dem unnachahmlichen Marktvogt Wolfram von Eberstein verlas er die Marktregularien und hieß die aus nah und fern angereisten Besucher auf das Herzlichste willkom-men. Das Wetter tat ein Übriges, da es zwar bedeckt, aber trocken war, und so konnten zwei wunderbare, abwechslungs-reiche Tage beginnen.

Die Gaukler Fagus und Fraxinus bei der Markteröffnung


So in Stimmung gebracht, ließ es sich herrlich entspannt über den Markt schlendern. Zahlreiche Lagergruppen aus allen Jahrhunderten sorgten für das richtige Ambiente. Vom 8. Jahrhundert (Sippe Woronborne) bis ins frühe 16. Jahrhundert (Masseney, RamsbergerRotte) reichten die Darstellungen. Von nah und fern waren sie angereist. Direkt von nebenan, aus der kleinen Stadt Genrespach, dem heutigen Gernsbach (Hans und Lise von Genrespach), aus dem südbadischen Raum (Honestus Artis), aber auch von weit her aus den skandinavischen Landen (Ignis Bubo) und dem Reich der Wikinger (Galson-clan, Sippe Woronborne oder der Viking Trader). Auch Kreuzritter (Gerhard von Hall mit Gefolge) machten auf der Rückreise vom Heiligen Lande hier Station. Aus dem fernen Orient war der Tee- und Gewürzhändler Malik al Jadir angereist, um kost-bare Gewürze feilzubieten und exotische Mokkavarianten zu kredenzen. Liebevoll und detailreich zeigten die verschieden-sten Lagergruppen althergebrachte Handwerkskunst wie das Brettchenweben, das Korbflechten, das Kerzenziehen oder die Schmiedekunst. Gerne durfte bei dem einen oder anderen Lager auch mal ein altes Schwert in die Hand genommen oder ein Kettenhemd anprobiert werden. Wer selber aktiv werden wollte, konnte sich beim freien Heer zu Karlsruhe im Bogen-schießen versuchen oder bei den Bickesheimer Spiegelfechtern einen Holzbären mit der Wurfaxt erlegen. Auch das Arm-brustschießen bei der Flämischen Burggrafschaft und die Schießbude der Ramsberger Rotte fanden reichlich Zuspruch. Wer mehr über das Leben im Mittelalter erfahren wollte, konnte beim Geschichtsöffner seinen Wissensdurst stillen. Für die klei-nen Besucher war eine Schnitzeljagd quer über den gesamten Markt im Angebot, bei der zum Schluss feine Preise zu gewin-nen waren.
Auch zahlreiche Händler belebten den Markt. Da gab es zierliches Geschmeide bei Marcos Schmuckstand oder Talismane und Amulette bei Karin Silberstreif. Bepo's Lederkrämerei und die Kunstsattlerei Schwarzmaler fertigten und verkauften Lederwaren aller Art. Holzwaren von "Historie und Fantasie" oder der "Traumholzerey" zeigten eindrucksvoll, wie vielfältig sich dieses schöne Material bearbeiten lässt. Natürlich durfte auch der traditionelle Schwerthändler nicht fehlen. Madham-mers war extra aus der Tschechischen Republik angereist, um unseren Markt zu bereichern. Das trockene, aber doch kühle Wetter - vor allem in der Nacht - ließ so manch einen Besucher oder Lagerteilnehmer sich sicherheitshalber mit kuschlig warmen Fellprodukten bei Cloud & Sheep eindecken. Handgefertigte Hautschmeichler von der Seifenmanufaktur und die passenden Seifenschalen aus Keramik direkt daneben bei VHK Keramik rundeten das Angebot ab.
Wer nach so viel schauen und staunen einer kleinen Stärkung bedurfte, hatte ebenfalls die Qual der Wahl: Flammlachse vom "Galgenvogel", vegetarische Köstlichkeiten von "Fladen Heike und Armin Sautter" oder von der "Gemüsefresserey Nock" oder auch ein leckerer Flammkuchen bei Ollys Flammkuchen standen unter anderem zur Auswahl. Wem der Sinn eher nach etwas Süßem stand, konnte Steffis Baumstrietzel oder Quarkbällchen von der "Drachen-Schenke" probieren. "Allerley Schleckkram" bot Süßkram aller Art an und wem nach so viel Kulinarischem die Kehle trocken ward, der konnte in "Peters Taverne und Badehaus" feuchtes Nass für innere und äußere Anwendungen erstehen.

Die ganzen Tage über fand auf zwei Bühnen ein abwechslungsreiches Programm statt: Neben den beiden Musikgruppen "Holzklasse" und "Halitus Exprementes" gab es natürlich noch die Gaukler Fagus und Fraxinus mit ihrer kurzweilig-frechen Darbietung, bei der nicht selten die Zuschauer zu Mitwirkenden wurden. Da gab es Tänze aus den verschiedensten Epo-chen, vom mittelalterlichen Tanz der Bickesheimer Spiegelfechter über die Renaissancetänze der Gruppe Masseny bis hin zum Bauchtanz der Gruppe Lunasar war für jeden Geschmack etwas geboten. Selbstverständlich durften auch Schwert-kämpfe nicht fehlen. Während die Gruppe Masseny mit ihrer Fechtkunst schon eher nachmittelalterlich in die Renaissance gehört, erklärte und zeigte der Geschichtsöffner dass pätmittelalterliche Fechten mit dem langen Schwert. Wir Bickesheimer Spiegelfechter ließen es uns ebenfalls nicht nehmen auf unserem eigenen Markte unsere Kampfeskunst zu zeigen.
Der Samstag endete schließlich mit einem ordentlichen Feuerspektakel. So zeigte zunächst die Bauchtanztruppe Lunasar einen orientalischen Feuertanz, dann folgte Fraxinus vom Gauklerduo Fagus und Fraxinus mit einer lebhaften Feuershow.
Der Sonntag wurde dagegen nach gefühlt einer viel zu kurzen Zeit mit einem kurzweiligen Tavernenspiel unter der Regie des edlen Marktvogtes beschlossen.

Marktumzug